Der Hund und seine innere Uhr
Warum wissen Hunde, wann es Leckeres in den Napf gibt, wann sein Mensch aufsteht oder wann der Morgenspaziergang beginnt? Haben sie ein Zeitgefühl?
Haben Hunde eine innere Uhr? Wie ist es möglich, dass unsere Vierbeiner wissen, wann wir nach Hause kommen, wann Futterzeit ist, wann es raus zum nächsten Spaziergang geht? Es scheint so, dass Hunde ein Zeitgefühl hätten. Doch ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie nach menschlichem Verständnis die Zeit messen. Während wir uns vorwiegend an der Uhr orientieren, bleibt unserem Liebling dieses Werkzeug vorenthalten.
Hunde haben ein episodisches Gedächtnis. Hier werden positive und negative Erfahrungen abgespeichert. Hinzu kommt, dass unsere Lieblinge Weltmeister im Erkennen von Mustern sind. Die kleinsten Verhaltensweisen, die die Besitzer zeigen und immer wiederholen, nehmen Hunde wahr und reagieren darauf. Da diese Muster von uns Menschen stammen, sind sie von der Uhrzeit geprägt. Gewisse Muster könnten sein: das tägliche Aufstehen, das Vorbereiten von Mahlzeiten oder der frühe Morgenspaziergang.
Der Hund zieht Rückschlüsse auf unsere Verhaltensmuster. Bei denen, die sich regelmäßig wiederholen, entstehen gewohnte Muster. Doch das erklärt noch nicht ganz, warum die innere Uhr so gut funktioniert. Spielen hier Gerüche eine Rolle? Durch meine Arbeit in der Personensuche weiß ich, dass ein Hund zwischen frischer und älterer Spur unterscheiden kann. Hunde sind absolute Nasentiere. Sie nehmen die für uns Menschen genannte Zeit durch geruchliche Veränderungen als Zeitunterschied wahr. In der Tat können Hunde über ihren Geruchssinn feststellen, wie lange ein Ereignis zeitlich zurückliegt.
Dabei gilt: Je schwächer der Geruch, desto mehr Zeit ist verstrichen. Das heißt in der Praxis: Wenn Sie nicht zu Hause sind, nimmt die Geruchsdichte von Ihnen in Ihrem Heim ab. Anhand der Frische Ihres Geruchs, kann Ihre Fellnase eine Art von Zeitmessung vornehmen. Wenn Sie jetzt regelmäßig eine bestimmte Zeit außer Haus sind, kann Ihr Liebling durch das immer wiederkehrende Muster den abfallenden Geruch bestimmen und somit ziemlich genau erahnen, wann Sie wieder nach Hause kommen.
Es können noch weitere Punkte zu diesem überraschenden Zeitverständnis helfen. Der Sonnenstand, Biorhythmus oder bestimmte Gewohnheiten von uns Menschen sind verlässliche Indikatoren für Zeit. Bei einem Experiment hat jemand kurz vor der Heimkehr des Besitzers dessen Geruch im Haus durch ein kurz vorher getragenes T-Shirt „aufgefrischt“. Der Hund, der sich sonst schon 20 Minuten vor dem regulären Heimkommen seines Herrchens aufgeregt ans Fenster stellte, blieb entspannt liegen und schien sogar überrascht, als sein Besitzer kurze Zeit später das Haus betrat.
Wie sieht es bei Dir aus? Wirst Du Zuhause zu bestimmten Uhrzeiten schon sehnlich von Deinem Hund erwartet? Achte doch einmal darauf.